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Drahtseilakt im Wohnzimmer

Karben-Okarben (ltk). Eine gut besuchte Premiere und jede Menge Lacher aus dem Publikum kann die Theatergruppe „Der Spiegel“ der Sport- und Kulturgemeinschaft Okarben (SKG) verbuchen. Zu sehen gab es „Zugezogen“, eine Komödie in drei Akten von Jochen Bonnemann.

Der Zugezogene« Bernd Rummels (Alexander Farr) lebt seit dem Tod seiner Frau bei seiner Tochter (Ulrike Groh), dem Schwiegersohn (Andreas Czuba) und dem Enkel im Teenager-Alter (Lars Czuba) in Sonnenberg. Rummels hat den verschiedenen Vereinsvorsitzenden des Dorfes versprochen, nicht nur als Finanzmanager, sondern auch als aktives Mitglied in ihren Vereinen tätig zu sein. Denn sein Problem ist, dass er schlecht Nein sagen kann. Rummels nimmt bei seinen Zusagen die Tatsache nicht so ernst, dass die Vereinsleute sich gegenseitig nicht gerade grün sind, obwohl er darauf mehrfach von Bürgermeisterin Anja (Claire Pliquett) und Pfarrer Ottheinrich (Franjo Obermann) hingewiesen wird. Da sind zum Beispiel Pia Schwarz (Annette Pliquett) als Singkreisvorsitzende und die Vorsitzende des Kulturclubs, Nora Kreuz (Martina Bergbauer), die eine inzwischen jahrhundertealte Fehde austragen, weil sich ihre Ur-Ur-Ur-Großväter mal beleidigt haben. Wer sich auch nicht leiden kann, sind Fastnachtsclub-Vorsitzender Edgar Schall (Michael Neugebauer) und Gymnastiklehrerin Lydia Hesse (Maria de Rosa), ebenfalls eine Zugezogene. Sie hat ihren Feierabend-Bauch-Beine-Po-Kurs auf die Trainingszeiten des Männerballetts gelegt. Laut Edgar Schall eine absolute Unmöglichkeit, die sich jemand als Zugezogener gar nicht leisten dürfe.

Rummels muss also mit Hilfe seines iPads die Verhandlungstreffen koordinieren. Die Vereine sollen zunächst nicht mitkriegen, dass er auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzt. Mitten in all dem Trubel befinden sich die beiden Tantra-Schwestern Sandra (Nusca Fitzner) und Petra (Denise Pliquett) und ihr Guru (Wolf Fitzner), die auf der Suche nach Bernd Rummels Chakra sind. Das alles kann nicht lange gut gehen. Die Atmosphäre im Saal ist familiär, das Publikum macht sich immer wieder mit Zwischenrufen, Applaus oder gutgemeinten Pfiffen bemerkbar. Bei der Äußerung von Edgar Schall Das Männerballett ist das absolute Zugpferd einer jeden Sitzung“ geht besonders ein Tisch im Saal richtig mit. Auch auf der Bühne stimmt die Harmonie. Man merkt, dass die Laiendarsteller ein eingespieltes Team sind.

In den Pausen kommen die Mimen in den Saal und sprechen mit den Gästen. Regisseur Bernd Pliquett freut sich sowohl über die gute Stimmung im Publikum, als auch über die Leistung seiner Schauspielkollegen. Von April bis Anfang Oktober haben sie geprobt. Zunächst einmal die Woche, die letzten drei Wochen vor der Premiere hat sich das Team dann sogar drei Mal wöchentlich getroffen.

Das Stück kommt in allen drei Akten mit einer einzigen Bühnenkulisse aus. Alles spielt sich im biederen Wohnzimmer von Bernd Rummels ab. Besonders schön ist die Inszenierung, als Rummels mit den Vereinsleuten telefoniert, um deren Treffen zu koordinieren. Gar nicht so einfach, wenn plötzlich jeder anruft, weil er seine Termine verschieben will. Und das, wo Rummels doch so akribisch geplant hat, wer wann bei ihm erscheint, damit bloß keiner der Feinde dem anderen über den Weg läuft.

Der Zuschauer leidet mit Rummels mit und würde ihm am liebsten zurufen: „Sag doch einfach mal Nein!“ Durch eine Klappe in der Kulissenwand kann das Publikum beobachten, mit wem Rummels gerade spricht.

„Der Spiegel« tritt noch zwei Mal mit dem Stück „Zugezogen“ auf: am Freitag, 14. Oktober, und am Samstag, 15. Oktober, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es an der Abendkasse für zwölf Euro. Schüler und Studenten zahlen acht Euro. Weitere Informationen gibt es unter http://www.skgokarben.de

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